Stadterhebung
Die Stadterhebung von Traun – 1973
Die Revolution 1848 brachte das Ende der Grundherrschaften – in Traun gab es mehr als 20 – und damit den Beginn der freien Gemeinden als „Grundfeste des freien Staates“. Traun wurde 1851 eine Ortsgemeinde, bestehend aus den Ortschaften Traun, St. Dionysen, Oedt, Neubau und Wagram. St Martin kam erst später zu Traun, Wagram zu Pasching.
Die Entwicklung Trauns, durch die vor dem 1. Weltkrieg entstandene Industrie am Welser Mühlbach und besonders der Zuzug von vertriebenen Volksdeutschen nach dem 2. Weltkrieg, machten Traun – ein wenig spöttisch – zum „größten Dorf Österreichs“ mit mehr als 20.000 Einwohnern. Tatsächlich hatte die Ortsgemeinde Traun in der Einwohnerzahl bekannte Städte Oberösterreichs wie Bad Ischl, Ried im Innkreis, Braunau oder Gmunden weit überholt. Nur Linz, Wels und Steyr hatten mehr Bewohner. Inzwischen hat uns das flächenmäßig größere Leonding den Rang als 4. größten Ort Oberösterreichs abgenommen.
Aber nicht nur die Einwohnerzahl war bedeutend, auch die Trauner Wirtschaft, Gewerbe und Industrie – Anger, Gruber & Kaja, Feurstein, Gabler, Haas, Enenkel-Mautner Markhof, SEWAG, Calorit-Werke, und andere – hatten überregionale Bedeutung und machten Traun zu einem wirtschaftlichen Zentrum im Bezirk, ja im ganzen Land.
Der Trauner Gemeinderat beantragte daher bei der o.ö. Landesregierung die Ortsgemeinde Traun zur Stadt zu erheben. Diesem Antrag wurde entsprochen und im Landesgesetzblatt Nr. 26 veröffentlicht. Traun war daher ab 19. Juni 1973 berechtigt sich Stadt zu nennen und damit die 18. Stadt Oberösterreichs.
Die Übergabe der Urkunde sollte im Rahmen einer groß angelegten Feier stattfinden. Ein Festausschuss unter dem Vorsitz von Fritz Tautermann begann zu planen. Termin der Stadterhebungsfeier: 8. bis 16. Juni 1974.
40 Trauner Vereine und Institutionen arbeiteten mit. Mehr als 50 Veranstaltungen wurden geplant. Presse und Rundfunk wurde laufend informiert, Ehrengäste wurden eingeladen. Eine große Organisationsarbeit wurde geleistet – ehrenamtlich, ohne Handy und Internet.
Die Festwoche war für die neuen Stadtbürger ein einmaliges Erlebnis. Tausende, auch aus Nachbargemeinden, kamen zu den Veranstaltungen. Es wurde auch viel geboten: Sport von Schach bis Fußball, Einsatzübungen von Freiwilliger Feuerwehr, Rotem Kreuz, Gendarmerie, der Rettungsflugwacht, des Zivilschutzes. Die Trauner Industrie zeigte in einer Ausstellung ihre Produkte und lud zu Betriebsbesichtigungen ein. Chöre der Trauner Schulen, der Kirchen, der Arbeitersängerbund gaben Konzerte. Auch die Trauner Musikkapellen – Stadtkapelle und Trachtenkapelle – konzertierten mehrfach. Ausstellungen der Siebenbürger-Sachsen und der Donauschwaben und des Trauner Künstlers Heinz Begsteiger waren zu sehen. Ein Sonderpostamt mit einer Briefmarkenschau wurde eingerichtet. Es gab einen Tag der Jugend, der Schulen, der Alten, des Bundesheeres mit Besuch des damaligen Verteidigungsministers Lütgendorf. Ein Fackelzug führte vom Hauptplatz zum Kriegerdenkmal am Friedhofvorplatz mit anschließendem Totengedenken. In den Kirchen wurden Festgottesdienste abgehalten. Ein weiterer Höhepunkt: Der Festzug des Heimat- und Trachtenvereins Traun anlässlich seines 50 jährigen Bestandes vom Bahnhof, über die Joh. Roithner Straße, den Hauptplatz zur Mehrzweckhalle hinter dem Schloss.
Die Allgemeine Sparkasse Linz überreichte dem bei den Bürgern Trauns sehr beliebten Bürgermeister Franz Hannl eine aus 25 Gliedern bestehende und etwa 1 kg schwere silberne Bürgermeisterkette. Auf dem Hauptplatz fand schließlich die Überreichung der Stadterhebungsurkunde durch Landeshauptmann Erwin Wenzl statt. Der Landeshauptmann und der damalige Vizekanzler Rudolf Häuser hielten die Festansprachen.
Ing. Georg Sayer