Siebenbürgen-Sachsen

Wappen der Siebenbürger Sachsen

In den letzten Jahren des 2. Weltkrieges und den ersten Nachkriegsjahren fanden viele Vertriebene und Flüchtlinge aus den Sudetenländern und aus Südosteuropa gerade in Oberösterreich, der damaligen US-Besatzungszone, eine neue Heimat. Von all diesen volksdeutschen Gruppen waren die Siebenbürger-Sachsen diejenigen, die sich am stärksten von der einheimischen Bevölkerung unterschieden. Ihre Sprache war kaum verständlich und sie waren evangelische Christen in einem ganz überwiegend katholischen Land. 

Wer waren nun diese Siebenbürger-Sachsen und woher kamen sie? 

Ungarische Könige riefen im 12. Jhdt. deutsche Siedler in den Karpatenbogen, in das „Land jenseits des Waldes“ – Transsylvanien, um es urbar zu machen. Und sie kamen:  von Rhein und Mosel, aus Flandern, in mehreren Zügen, angelockt von Freiheiten und Rechten, festgehalten im „Goldenen Freibrief“ von 1224. Sie errichteten Siedlungen im Altland, im Nösnerland und im Burzenland und gründeten Städte wie Hermannstadt, Schäßburg, Mühlbach und Neumarkt. Wichtiges Zentrum der Siedler wurde das vom Deutschen Orden gegründete Kronstadt. Der Fleiß der Siedler, ihre Kenntnisse und Fertigkeiten aus Westeuropa in Landwirtschaft, Gewerbe und Handel machten die neue Heimat zu einem Land des Segens, der Fülle. Das erregte Neid. Mongolensturm und Einfälle der osmanischen Reiterheere – Renner und Brenner – führten immer wieder zu Mord, Menschenraub und Verwüstungen, aber auch immer wieder zu einem Neubeginn.

Die Sachsen bauten ihre romanischen Kirchen zu Wehrburgen aus, errichteten Verteidigungsmauern und Wälle, schlossen mit dem ungarischen Adel und den ungarischen Bauern, den Szeklern, den „Drei-Nationen-Union“ Vertrag.  Diese Union besiegte 1479 bei Mühlbach ein osmanisches Heer. Die Gefahr jedoch blieb. Noch heute sind diese markanten Kirchenburgen das Kennzeichen Siebenbürgens. Leider verfallen heute viele – es fehlt an Geld.

Johannes Honterus

Ab 1543 führt der Siebenbürger Humanist Johannes Honterus die Reformation Lutherischer Prägung ein. Es werden in jedem Ort deutsche Schulen gegründet. Die Evangelisch-Lutherische Kirche A.B. ist seither das wichtigste Bindeglied der Volksgruppe. In den Jahrhunderten des Kampfes zwischen dem osmanischen Großreich und den Kaisern des Römisch-Deutschen Reiches aus dem Hause Habsburg bleibt das Großfürstentum Siebenbürgen zwar manchmal tributpflichtig, doch relativ unabhängig, behauptet sogar – und das ist einmalig im Europa dieser Zeit – die Religionsfreiheit.  

Die späten Habsburger Karl IV und Maria Theresia schickten ihre bekehrungsunwilligen evangelischen Untertanen aus Oberösterreich, der Steiermark und Kärnten nach Siebenbürgen zu ihren Glaubensbrüdern – sie waren die Transmigranten, die „Landler“.  Hier erlaubten die Habsburger den „akatholischen Glauben“. 

Die türkische Gefahr war nahe, und die Herrschaft über Siebenbürgen wechselt: Siebenbürgen gehört zum Österreichischen Kaiserreich, dann zum Königreich Ungarn, dann zu Rumänien. Später kommt es  zur Teilung des Gebietes zwischen Ungarn und Rumänien, zuletzt ist Siebenbürgen wieder unter rumänischer Herrschaft. Die Staatszugehörigkeit ändert sich, die Sachsen halten jedoch zäh an ihrer Sprache, an ihren deutschen Schulen, an Religion und Kultur fest. Sie widerstehen dem Madjarisierungsdruck vor dem 1. Weltkrieg, 1918 entscheiden sie sich für Rumänien. 

Viele Sachsen folgen den nationalen Parolen der NS-Verführungen, vor allem die Jungen, die wehrfähigen Männer rücken in die Waffen SS ein, viele überleben den Krieg nicht. 1944 werden 40 000 Sachsen in Wagentrecks, Eisenbahnwaggons, LKWs vor der vorrückenden Roten Armee evakuiert. Nach Kriegsende werden ganze Jahrgänge, Männer und Frauen, nach Russland zur Zwangsarbeit deportiert, viele von ihnen überleben diese Jahre nicht. Andere flüchten, werden freigekauft. Nach dem Zusammenbruch der kommunistischen Gewaltherrschaft gehen Tausende nach Deutschland oder Österreich. Zurück blieben nur wenige, meist ältere Menschen. 

Die Siebenbürger-Sachsen gelten als fleißig, sparsam. Sie halten zusammen, und sie lieben die Blasmusik. Berühmte Siebenbürger sind der in Hermannstadt geborene Raumfahrtpionier und Lehrer Wernher von Braun, Hermann Oberth, der bedeutende Kunstsammler Samuel von Brukenthal oder der Rockmusiker und Sänger Peter Maffay. 
Der österreichische General am Beginn der Napoleonischen Kriege Michael von Melas ist ebenso Siebenbürger, wie der letzte Chef des k u k Generalstabes Arthur Artz von Straußenburg. 
1872 ist in Kronstadt der wichtige Kriegsmaler und Zeichner Ludwig Hesshaimer geboren, er war viele Jahre Präsident des Verbandes Österreichischer Philatelisten. 
Auch der verdienstvolle Germanist und Universitätsprofessor – Klausenburg und Innsbruck – Karl Kurt Klein ist Siebenbürger.

EPITAPH des Feldmarschall Otto Ferdinand Graf v. Abensperg und Traun in Hermannstadt


Das bedeutendste Mitglied der Familie Abensperg – Traun Feldmarschall Otto Ferdinand war Generalkommandant Maria Theresias in Siebenbürgen und wurde in der Jesuitenkirche in Hermannstadt beigesetzt.

Die Siebenbürger Nachbarschaft Traun ist ein sehr lebendiger Verein, eine Bereicherung für unsere Stadt. Wenn auch die alte Sprache, das „Sächsisch“, leider immer seltener gesprochen wird, möge es gelingen, noch lange die Bräuche ihrer alten Heimat, ihre wunderbaren Trachten und ihre Liebe zur Blasmusik zu pflegen und zu erhalten.

Ing. Georg Sayer