Baugeschichte Schloss Traun

Im Buch „Traun Geschichte und Gegenwart“ wird von Dr. Heiligensetzer als sicher angenommenen, dass es bereits vor über 800 Jahren eine Burganlage der Herren von Traun gegeben hat.

Ein wichtiger Teil dieser Burg dürfte damals schon die stark befestigte Toreinfahrt gewesen sein, in der man im Durchgang noch zwei vermauerte Schießscharten erkennen kann. Sie weisen darauf hin, dass ursprünglich nur ein schmaler Baukörper das Tor nach Süden mit der schon sehr früh errichteten Kapelle verbunden hat und erst später – der Zeitpunkt ist unbekannt – die heutige Wohnung des Verwalters aussen dazugebaut wurde. Dasselbe gilt für die Verbindung mit dem nördlichen Teil der ehemaligen Ringmantelanlage, wo nach den Ausbauplänen künftig ein Restaurant entstehen soll.

PlanSpätestens seit 1376 (Stiftungsurkunde der Kapelle) bestand also schon eine nach aussen hin durch hohen Mauern und einzelne Gebäuden abgeschlossene Burganlage, deren Situierung heute in den drei noch vorhandenen Seiten erkennbar ist. Die Lage der vierten, westlichen, Seite konnte man bisher nur vermuten. Im Kupferstich von G.M. Vischer (1674) mit der Ansicht des nach der Rennaisancezeit umgestalteten Schlosses steht noch ein Teil eines Querbaues, der in den heutigen Hof hineinragt und von dem man annehmen konnte, dass er ein Teil dieser alten Ummauerung gewesen sein könnte. Dieser alte Rest ist wahrscheinlich nach dem großen Brand von 1681 so, wie auch der Turm vor dem Hauptgebäude, den darauf folgenden Veränderungen zum Opfer gefallen.

 VischerGeorad1Im Herbst 1999 wurde bekanntlich im Auftrag der Stadtgemeinde von der Bundesanstalt für Metereologie und Geodynamik eine „Georadar“-Messung durchgeführt, um eventuell Spuren der alten Burg zu finden. In 20 cm – Abständen wurden bis zu einer Tiefe von 4 Metern die Schichten elektronisch, ähnlich einer Computertomographie, erfasst und mit der jeweilige Bodenbeschaffenheit dokumentiert.

Die Auswertung dieser Messung erbrachte für die Baugeschichte des Schlosses aufschlussreiche Ergebnisse.
In den vorliegenden aufgezeichneten Bildern kann man in 2 bis 3 Meter Tiefe deutlich den Grundriss eines Gebäudes vor dem Herrenhaus erkennen, das in der Fortsetzung des oben erwähn-ten Querbaues gestanden sein dürfte. Der bereits erwähnte Turm könnte somit ein Teil der Ummauerung der alten Burganlage gewesen sein, eine Vermutung, die erst durch eine Grabung verifiziert werden müsste.

Im Zuge einer Erweiterung hätte man dann den engen Rahmen der Burg gesprengt, diesen westlichen Teil der mittelalterlichen Ringmantelanlage abgerissen und an dem stehen gelassenen Turm nach Westen parallel zu dem vermutlichen alten Wohntrakt das heutige Herrenhaus ausserhalb der Burganlage neu angebaut, so wie es im Vischer-Stich noch zu sehen ist.

GeoradEine weitere Überraschung kann man bereits in einer Tiefe von 0,8 – 1,0 m erkennen. Die Grundmauern einr Vorburg kamen zum Vorschein, die vermutlich zur Zeit der ersten urkundlichen Erwähnung der Herren von Traun in der ersten Hälfte des 12. Jhdt. bereits bestand. Ihr Abbruch erfolgte wahrscheinlich im Zuge der Errichtung einer Ringmantelanlage, die uns letztlich als Wasser-schloss überliefert ist.
Eine Zisterne an der Stelle des heute noch erkennbaren ehemaligen Brunnens ist ebenso erkennbar.

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Hofrat Dipl.Ing. Rudolf Ertl