Rindenkapelle im Gablerpark
1880 wurde die Kapelle als Salvator-Kapelle eingeweiht. Errichten ließ sie Peter Kubo als Grablege-Kapelle seiner Familie. Peter Kubo war Besitzer der Bandweberei Kubo & Schimak in St. Martin auf dem Gelände der ehemaligen Obermühle (später Gabler) und offenbar der katholischen Kirche sehr verbunden.
Er spendete zum Beispiel die durch Splitterbomben im 2. Weltkrieg großteils zerstörten neugotischen Kirchenfenster. Er erhielt für seine Kapelle die noch aus der Kirche von St. Dionysen stammende Bronze-Glocke von 1733 (sie befindet sich jetzt im Museum Steinhumergut), da sie klanglich nicht zum neuen Geläut der heutigen Stadtpfarrkirche passte.
Der Name „Rindenkapelle“ kam daher, weil der Bau keinen Außenputz aus Mörtel sondern eine Außenverkleidung aus Fichtenbaumrinde hatte. Sie war innen verputzt und mit Naturschiefer eingedeckt. Wann der Kapellenraum die Neu-Barocke Ausstattung bekam, wissen wir nicht. Die Kapelle war, zum Unterschied vom Großteil des Parks, öffentlich zugänglich. Peter Kubo starb 1894 und wurde hier, wie seine Mutter Katharina, in der Gruft unter der Kapelle in einem Zinn-Sarg bestattet. Auch unter den neuen, wechselnden Besitzern Paradeis, Posch, Österreicher, Schulda, Fashold existierte die Kapelle weiter, auch die beiden Weltkriege überstand sie. Nach dem 2. Weltkrieg finden in der „Parkkapelle“ immer wieder Leichenbegängnisse für leitende Mitarbeiter der Firma Gabler statt.
Unter dem tatkräftigen Pfarrherrn der neuen Pfarre St. Martin, Ignaz Koller, gab es in der Rindenkapelle Andachten und Trauungen, zum Beispiel im Jahr 1973.
Wahrscheinlich begann die Vernachlässigung der Kapelle mit den immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Verhältnissen der Firma Gabler, die ja auch letztlich 1987 zur Insolvenz führten. Schon 1976 waren bei einem Einbruch wertvolle sakrale Gegenstände gestohlen worden, mehrere Bilder und barocke Kerzenleuchter.
1981 kaufte jedenfalls die Gemeinde den Gablerpark samt Kapelle und Weltausstellungs-Pavillon und ließ beide wegen Baufälligkeit kurzerhand abreißen. Proteste und heiße Diskussionen waren die Folge: Borkenkäfer und Hochwasser hatten einerseits einen Weiterbestand unmöglich gemacht, andererseits war es seitens der Gemeinde eine selbstherrliche Entscheidung ohne ernsthaften Versuch zur Rettung der 100-jährigen Kapelle. 1979 war von einem, vielleicht nicht ganz sachverständigen Gremium der Zustand der Kapelle als noch in Ordnung befunden worden.
Die Gemeinde unter Bürgermeister Famler entschloss sich jedenfalls, eine moderne Ersatzkapelle zu errichten. Die Kosten dafür betrugen 800.000 Schilling. Die neue, moderne Kapelle wurde mit der Kreuzsetzung am 20. September 1986 von Pfarrer Koller eingeweiht. Allerdings war diesem Bau nur ein kurzes Leben beschieden. Nach 30 Jahren musste die Kapelle gesperrt werden, die Holzbalken waren morsch geworden, schließlich wurde sie ganz abgetragen. Der Platz harrt heute einer Neugestaltung.
Ing. Georg Sayer