Goldhaube
Eine der schönsten und auffälligsten Frauen-Kopfbedeckungen ist die Goldhaube. Sie entwickelte sich im 17. Jahrhundert aus der Leinenhaube und verbreitete sich im ganzen süddeutschen Raum und in Österreich, einschließlich Südtirol und dem damals von Deutschen bewohnten Südböhmen. Es entwickelten sich verschiedene regionale Formen wie die Münchner Riegelhaube, die Radhaube in Schwaben oder in der Wachau die Brettelhaube.
Die heute in ganz Oberösterreich verbreitete besondere Form ist die „Linzer Goldhaube“.
Die Goldhaube wurde zuerst von den Bürgersfrauen in den Städten zur Festtagstracht getragen – ein Ausdruck der Wohlhabenheit, später auch von der bäuerlichen Oberschicht auf dem Lande.
Verbreitet blieb allerdings auch das schwarzseidene Kopftuch. Im 19. Jahrhundert geriet die Goldhaube fast in Vergessenheit und wurde erst durch die Trachtenerneuerungs- bewegung zur gern und mit Stolz getragenen Kopfbedeckung. Die Goldhaubenträgerinnen hatten eines gemeinsam: sie waren verheiratet, „unter die Haube gekommen“. Die Goldhaube ist heute natürlich längst nicht mehr von Herkunft und Besitz abhängig, verlangt „nur“ Begeisterung.
Die dunkle, sehr schmucke Perlhaube ist, entgegen einem weit verbreiteten Irrtum, keine Witwenhaube, sondern wurde beliebt, weil sie aus billigerem Material hergestellt wird und auch leichter ist.
Jede Goldhaube ist ein Einzelstück. Goldene eingewebte Fäden, Flitter, Goldperlen, Gold- und Paillettenstickerei, traditionelle Muster werden ausgesucht – Blumen, Lebensbäume, Bandmuster, Mäander, Sonnensymbole. Alles von der zukünftigen Trägerin ausgesucht und gestaltet. Geschick, Genauigkeit sind gefragt, und Zeit, viel Zeit, gut und gern 300 Arbeitsstunden. Auch Kurse werden angeboten.
1976 konnte die damalige Leiterin des oö Volksbildungswerkes, Frau Dr. Katharina Dobler, die Ehefrau des damaligen Landeshauptmannes Dr. Ratzenböck, Anneliese Ratzenböck, überzeugen, Goldhauben- gruppen zu gründen. In Traun entstand 1981 die Goldhaubengruppe.
Die Frauen treten besonders bei kirchlichen Feiertagen wie Fronleichnam, Erntedank und am Trachtensonntag in ihrer schmucken Kleidung auf. Erwähnt sei auch der soziale Einsatz der Goldhaubenfrauen. Dazu veranstalten sie zum Beispiel jährlich ein stimmungsvolles Adventkonzert. Die Goldhaubengruppe ist dem Trauner Kulturforum angeschlossen.
Übrigens wurde heuer die „Linzer Goldhaube“ in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.
Möge die Goldhaube auch in Zukunft Trägerinnen finden – sie ist ein schöner Teil Oberösterreichs, ein Teil unserer Identität.
Ing. Georg Sayer