Die Eisenbahn in Traun
Die Eisenbahn in Traun
Die Pferdeeisenbahn
Die Pferdeeisenbahn, 1836 eröffnet, führte nördlich des heutigen Stadtgebietes an Traun vorbei. Sie durchquerte dabei allerdings Wagram, damals eine Ortschaft Trauns. Die Salztransporte auf der Traun – aus dem Salzkammergut über Stadl nach Linz/Zizlau – wurden eingestellt, da die Frachtkosten auf der Pferdeeisenbahn wesentlich niedriger waren, und die Stadler Schiffsleute verloren von heute auf morgen Arbeit und Brot. Noch im Revolutionsjahr 1848 versuchten verzweifelte Stadler Schiffsleute durch die Zerstörung von einigen hundert Metern des Gleiskörpers den alten Zustand, Salztransport auf der Traun, wieder herzustellen.
Vergebens, die Entwicklung lässt sich nicht umdrehen.
Eine Tafel am Haus Wagram Nr. 24 erinnert an die einstige Pferdeeisenbahn.
Die Kremstalbahn
Die wachsende Industrie verlangte moderne Transportmittel, denn Pferde- und Ochsengespanne, Flöße und Zillen waren zu teuer, zu wenig leistungsfähig und zu langsam.
So verlangten bereits im Revolutionsjahr 1848 die Sensen-Gewerke des Kremstales nach einer Eisenbahn – ohne Erfolg. Auch spätere Versuche scheiterten am Geld. Es folgte eine jahrelange Fehde zwischen Linz und Wels um den Vorrang bei der Erschließung des Kremstales.
Auf Initiative einzelner Wirtschaftstreibender und der Stadt Linz wurde endlich 1878 ein Plan ausgearbeitet und zur Finanzierung des Vorhabens zur Zeichnung von Anteilen aufgerufen. Bereits 1879 war ein Betrag von 840 000 fl (= Gulden) gezeichnet, damit waren fast die gesamten projektierten Kosten gedeckt: die Stadt Linz bezahlte 200 000 f, die Allgemeine Sparkasse 100 000 fl. Auch Trauner Firmen und Privatpersonen beteiligten sich mit großen Beträgen: Gebrüder Enderlin 20 000 fl, Graumann´s Eidam 5 000 fl, Berl´s Söhne 1000 fl, Martin Scheinecker 1000 fl, Raimund Raab 500 fl, Johann Lebersorg 200 fl, Josef Dorn 200 fl, Wilhelm Lang 500 fl, Emil Cabiati 1000 fl, Mathilde Cabiati 500 fl.
Anfang 1880 war aus den Interessenten in einer Generalversammlung in der Volksfesthalle in Linz die „Kremstalbahngesellschaft“ gebildet worden und mit der Münchner Lokomotivenfabrik Krauß & Co ein Bau- und Betriebsvertrag auf 10 Jahre geschlossen worden. Emil Dierzer Ritter von Traunthal wurde zum ehrenamtlichen Direktor der Gesellschaft gewählt.
Die Grundeinlösungen erfolgten rasch. Die Gesellschaft bezahlte 30 bis 50 Kreuzer für einen Quadrat-Klafter (3,59 m²). So konnte noch im Jahre 1880 mit dem Bau der 35,5 km langen Strecke bis Kremsmünster begonnen werden. Außer den Kopfbahnhöfen Linz und Kremsmünster gab es 5 Stationen, darunter Traun. Unser Bahnhof lag allerdings nicht auf der Seite der Geleise wie heute, sondern auf der gegenüber liegenden, Traun abgewandten Seite, etwa 200 m in Richtung Traunfluss. Da das Frachtaufkommen aber zum allergrößten Teil aus Traun kam, die Geleise daher immer überquert werden mussten, gab es beachtliche Probleme. Die Haltestelle St. Martin war damals schon vorhanden.
Schon am 29. April 1881 wurde die Strecke feierlich eröffnet, 15 Monate nach Gründung der Gesellschaft! Wie lange dies heute, trotz aller technischen Möglichkeiten, dauern würde?
Der Fuhrpark bestand aus 6 Krauß-Lokomotiven, 15 Personen- und 45 Frachtwaggons. Die Personenwaggons waren damals neuartig mit Mittelgang, einige hatten ein oberes Stockwerk, es waren sogenannte „Etagen- oder Omnibuswagen“.
Die Betreibergesellschaft, die Firma Krauß & Co, die inzwischen in Linz einen Zweigbetrieb gegründet hatte, lieferte 45 % der Bruttoeinnahmen als Pacht. Die Aktionäre erhielten 3 % Verzinsung (KEST gab es noch keine). Die Verwaltungskosten waren gering, die Direktoren erhielten keine Bezüge.
Die Leistung der Bahn entwickelte sich gut:
Jahr | transportierte Personen | transportierte Güter |
---|---|---|
1881 | 73.000 Personen | 8.800 to Güter |
1882 | 101.050 Personen | 17.700 to Güter |
1889 | 187.565 Personen | 57.929 to Güter |
1900 | 302.184 Personen | 160.395 to Güter |
Die rasche Bauzeit und die sparsame Grundeinlösung hatte einen bleibenden Nachteil, viele enge Kurven erlaubten damals nur eine Höchstgeschwindigkeit von 25 km/h. Jahrelang kämpfte die Bahn mit dem Problem und versuchte immer wieder nachträgliche Begradigungen.
Steckenerweiterung
Die Strecke wurde erweitert: sie führte 1883 bis Micheldorf und 1888 nach Klaus. 1887 ging die Flügelbahn von der Haltestelle Unterrohr zum Jod-Kurort Bad Hall in Betrieb. Eine Verlängerung nach Windischgarsten und Spital am Pyhrn, wie sie der Sensenfabrikant Gottlieb Schröckenfux verlangt hatte, scheiterte an der Finanzierung.
Krauß & Co führte den Betrieb bis Ende Juli 1892. Am 1. August übernahm die Kremstalbahngesellschaft selbst den Betrieb und errichtete in Linz eine technische und kaufmännische Betriebsleitung.
Interessant ist vielleicht noch, dass am 19. August 1894 Kaiser Franz Josef I. bei seinem Besuch von Kremsmünster die festlich geschmückte Kremstalbahn benützt hat. Die in Traun angetretene Musikkapelle, der Veteranenverein und viele Bürger konnten in dem kurzen Moment der Durchfahrt vom Kaiser kaum etwas sehen.
Mehrfach hat die hochwasserführende Traun den Bahndamm zwischen Traun und Nettingsdorf unterbrochen, so z. B. 1897 und 1899. Der Betrieb musste 11 Tage unterbrochen werden.
1898 errichtete die Wiener Firma Ignaz Gridl drei neue eiserne Brücken.
Am 1.November 1902 wurde der Betrieb an die Staatsbahnen verpachtet, mit 1. Jänner 1906 wurde die Strecke verstaatlicht und die Kremstalbahn-gesellschaft aufgelöst.
Der Finanzbedarf, den die Verlängerung bis nach Selzthal erforderte (Bosrucktunnel), überstieg die Möglichkeiten der privaten Gesellschaft bei weitem.
Die Pyhrnbahn
Die Strecke wurde zu einer Hauptbahn 2. Ranges ausgebaut und 1906 wurde eine neue Brücke über die Traun errichtet. Ein Kuriosum: Die Traun-Schifffahrt, die eigentlich kaum mehr existierte, erhob Einspruch und erreichte, dass die Brücken um 81 cm angehoben wurden. Durch viele Verbesserungen, vor allem Begradigungen der Geleise, konnten Höchstgeschwindigkeiten von 90 h/km erreicht werden. Die Linie wurde bis Selzthal verlängert – die heutige Pyhrnbahn war gebaut.
Der Trauner Bahnhof wurde wesentlich vergrößert und dem Wunsche der Trauner Betriebe gemäß an den heutigen Standort verlegt, ein Schleppgeleise zur Firma Enderlin wurde errichtet.
Und was ist seither geschehen? Hier in Kurzform aufgezählt:
1977 erfolgte die Elektrifizierung.
1982 kam es durch Unterspülung der Pfeiler zum Einsturz der 1906 erbauten Traunbrücke und deren Neubau.
1985 folgte auf der Schnellbahnstrecke Linz-Traun der zweigleisige Ausbau, dem leider das schöne Gasthaus „Bahnhofrestauration“ weichen musste. Es kam zum Umbau des Bahnhofes, neue Bahnsteige und Unterführungen wurden gebaut. Die Automatisierung erfolgte, Fahrscheinautomaten kamen zum Einsatz.
1994 wurde die 12,7 km lange Schleife nach Marchtrenk fertig gestellt.
Seit 11.12. 2016 fährt die neue Schnellbahn S 4 im Stundentakt zwischen Kirchdorf und Linz.
Und die Geschichte geht weiter.
Ing. Georg Sayer