Fa. Gebrüder Enderlin in Traun

Die Wasserkraft des bereits 1542 erstmals erwähnten Welser Mühlbaches trieb zahlreiche Getreide-Mühlen, Sägewerke und Hämmer in der Welser Heide an. Auf dem heutigen Trauner Stadtgebiet bestanden acht Mühlen, ein Sägewerk und ein Hammerwerk.

Der aus Steyr kommende Johann Hudetz erwarb 1830 die Hammerschmiede, Traun Nr. 20 und begann wahrscheinlich schon damals mit der „Zeugdruckerei“. Der Hammerweg erinnert noch heute an den Schmiede-Hammer am Mühlbach.

Hudetz musste aber schon 1844 Konkurs anmelden und verkaufte den Betrieb an die aus Lugano in der Schweiz stammenden Herren Enderlin und Toricelli. Diese bauten die Stoffdruckerei mit Hilfe von Facharbeitern aus ihrer Heimat Schweiz kräftig aus. Diesen Schweizern, evangelisch-reformiert, verdankt die evangelische Schule in Traun ihre Gründung.

1846 wurde die benachbarte Grießlermühle von dem evangelischen Müller Peter Prummer gekauft und es wurden bereits 200 Arbeiter beschäftigt.

Die gefärbten und bedruckten Stoffe wurden im Mühlbach gewaschen, die Abwässer ungeklärt einfach in den Bach geleitet. Die Beschwerde der Fischer – die Fische seien innen ganz blau – wurde  von der Behörde abgewiesen: „Der Himmel ist auch blau!“

Zur Unterstützung arbeitsunfähiger Kollegen – es gab keine staatliche Krankenkasse – wurde bereits vor 1859 ein Drucker- und Formstecher-Verein gegründet, eine Art Krankenkasse, eine der ersten in Oberösterreich.

1859 wird die abgebrannte Hofmühle – nach dem 2. Weltkrieg Gruber & Kaja – gekauft und eine Weberei errichtet.

Um die heute nahezu unvorstellbare Wohnungsnot zu lindern, pachtete die Firma bereits 1851 vom Grafen von Traun-Abensperg einen Großteil des Schlosses und errichtete Wohnungen für ihre Arbeiter. Nach der Erbauung der heutigen Stadtpfarrkirche im Jahr 1894 wird auch die heutige Schlosskapelle Wohnung für mehrere Familien. In den nächsten Jahren werden Häuser gekauft und gebaut und für die „Beamten“ und Arbeiter Wohnungen errichtet.   Um 1925 besitzt Enderlin 25 Wohnhäuser in Traun.

Die Textilarbeiter wurden sehr schlecht bezahlt, die Enderlin-Arbeiter ganz besonders, sie werden als „Siebzig-Kreuzer-Mandeln“ verspottet, da sie nur einen maximalen Tagesverdienst von 70 Kreuzern erreichen können. Die Wochenarbeitszeit betrug 61 Stunden.

Der Handdruck wird durch Maschinendruck ersetzt und viele Schweizer gehen in ihre Heimat zurück.

1869 gründete der Betrieb einen Consum-Verein, damit die Arbeiterfamilien wenigstens die Grundnahrungsmittel günstig und auf Kredit einkaufen konnten. Das Gebäude steht heute noch in der Bahnhofstraße. Das Brot lieferte übrigens gegen „Brotmarken“ die Bäckerei Latschker. Auch in St. Martin und in Oedt gab es Betriebs-Consum-Vereine.

Seit 1881 hat Traun einen Bahnanschluss. Dieser wurde von der Industrie, auch von Enderlin immer wieder verlangt. Ein Gleis zum Betrieb für den Kohletransport wurde errichtet. In den letzten Jahren wurde dieses Verkehrshindernis wieder beseitigt.

1900 ziehen sich die Herren Enderlin zurück und die Firma wird eine AG. In guten Zeiten arbeiten bei Enderlin 1000 Leute (Traun hatte etwa 5000 Einwohner) in Druckerei, Färberei und Weberei.  1907 wurden 10 Millionen Meter Baumwollstoffe erzeugt, zumeist Blaudrucke. Die seinerzeit berühmten „Linzer Drucke“ kamen aus Traun.

Und es wurde weiter ausgebaut. Verwaltungsrat Enrico Lurati errichtete die „Lurati Villa“, die den alten Traunern noch bekannt ist. Leider wurde sie zugunsten eines hässlichen Betonbaues abgebrochen.

1914 – Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges wird alles anders:

Arbeiter müssen einrücken, sie werden durch russische Kriegsgefangene recht und schlecht ersetzt; es gibt keine Baumwolle, keine Kohle zur Energieerzeugung, die Kunden, vor allem im Export, sind nicht erreichbar. Versuche mit Papiergewebe scheitern.       Nach dem verlorenen Krieg gelingt ein mühsamer Aufschwung, neue Maschinen werden angeschafft.

1929 – Börsenkrach in New York: der „Schwarze Freitag“ löst  eine nie dagewesene Weltwirtschaftskrise aus. Die Folge sind Betriebsstillstände, Leute werden entlassen. Der Hauptaktionär, eine Bank, die CA = Creditanstalt, schließt die Stoffdruckerei, 1933 soll sie abgerissen werden.

Anschluss und 2. Weltkrieg: 1939 kauft die Weinessig-Fabrik Anton Enenkel aus Wien Liesing die Druckfabrik. Andere Betriebe siedeln sich auf dem Gelände an: Bürstinger, Mayreder & Kraus, Wayss & Freytag, EKO.

Während des Krieges wurden die beiden 1906 erbauten Kamine gesprengt, um den feindlichen Fliegern keinen Hinweis auf Industrie-Betriebe zu bieten.

Die Weberei arbeitete weiter. Kriegsbedingt wurde sie jedoch 1942 zugesperrt. Der Rüstungsbetrieb „Oswaldwerke“ zieht ein. Zwischen 1946 und 1955 lebt die  Weberei nochmals auf. Dann kommt das endgültige Aus für Enderlin, die Firma wird aufgelöst.         Gruber u. Kaja beginnt, das ist heute aber auch schon wieder Geschichte.

Dank an Oskar Scheinert für die Aufzeichnungen.

Ing. Georg Sayer

2019-11-27

Herr Alejandro Gomez Guerrero, San Sebastian, Spanien entdeckte in unserer Homepage den Artikel über die Firma Gebr. Enderlin. Er sandte uns spontan drei Werbeplakate (Mode/Textilien) aus den Jahren 1930 – 1933 aus seiner Sammlung.

„Ich gratuliere über diese Arbeit und schicke  ihnen Bilder von diesen Plakaten für eine freie Benützung, wenn solche Materialien nicht bekannt wären.

Mit freundlichen Grüßen aus San Sebastian, Spanien“

Alejandro Gomez Guerrero